Ein fürstliches Erlebnis - Kulturschatz Clemenswerth - 24.04.2019
Die erste diesjährige Halbtages-Kulturreise des Heimatvereins Dinklage führte zu einem der sehenswertesten Kulturdenkmäler Norddeutschlands, der barocken Schlossanlage Clemenswerth in Sögel.
Das Jagdschloss Clemenswerth wurde in den Jahren 1737 bis 1747 nach Plänen des berühmten Barockarchitekten Johann Conrad Schlaun errichtet. Bauherr war der aus dem Hause Wittelsbach stammende Kurfürst und Erzbischof von Köln, Clemens August. Er wurde auch „Herr der fünf Kirchen“ genannt, denn er sammelte zusätzlich die Bischofsstühle von Paderborn, Münster, Hildesheim und Osnabrück. Ab 1732 trug er auch noch den Titel „Hochmeister des Deutschen Ordens“.
War das Jagdschloss die Idee eines feiersüchtigen Adeligen, der für sich und seine Freunde in einer Einöde in zehn Jahren ein Partyschloss in eine 42 ha große Parkanlage mit Waldflächen und ausgedehnten Teichen zauberte? Er nutzte es nur 10-mal und benötigte jeweils 10 Tage für die An- und Abreise. War es für die arme Landbevölkerung eine zusätzliche Belastung oder schaffte er zusätzliches Einkommen? Aus heutiger Sicht ist diese Frage schwer zu beantworten, denn zwischen adligem Luxus und dem Lebensalltag der Landbevölkerung klafften Welten.
In der einzig noch erhaltenen Alleesternanlage weltweit führen acht Lindenalleen zum Mittelpunkt, dem Jagdschloss. Es diente einzig und allein dem Kurfürsten Clemens August zum Entspannen von der Regierungsarbeit, zur Freizeitgestaltung mit dem Adel und zum Vorzeigen des eigenen Wohlstandes. Der Prunkbau ist umringt von acht Pavillons für die Gäste mit Schlosskapelle und Kapuzinerkloster.
Geführt wurden wir durch das wunderschön renovierte Jagdschloss, die privaten Räume von Clemens August, die Schlosskapelle und den Klostergarten. Anhand vieler anschaulicher Bilder versuchte die Reiseführerin, uns den Alltag der Dienerschaft und der wasserscheuen, stinkfeinen, flohgeplagten Gesellschaft klar zu machen. Nach der gemeinsamen Kaffeetafel staunten viele über den bei jedem Anlass zu wechselnden üppigen historischen Dresscode, das wertvolle Meissner Porzellan und die weitläufige Außenanlage.
Gegen Abend kamen wir zufrieden und bereichert um viele Eindrücke aus der „guten alten Zeit“ nach Dinklage zurück.
Hans Hoymann
Foto Hoymann